ALL-IP Voice Umstellung – Fluch oder Chance?

Veröffentlicht am 17. Oktober 2018 30,56 Minuten zu lesen 5593 Worte

Die All-IP Umstellung ist noch in vollem Gange. Bis voraussichtlich nächstes Jahr sollen alle ISDN Anschlüsse auf die neue ALL-IP Plattform umgestellt sein. Da jeder von diesem Wechsel betroffen ist, möchten wir beleuchten, welche Auswirkungen diese Umstellung haben kann. Schauen wir einmal zurück in die Zeit, als unsere Telefonanlagen nur ISDN Schnittstellen bei der Auslieferung hatten. Die TK-Anlage wurde so dimensioniert, das nahezu jeder Arbeitsplatz ein Tischtelefon hatte. Dazu kamen je nach Anforderung eine Türklingel, ein Fax, DECT-Endgeräte mit entsprechender Ausleuchtung usw. Je nach Größe bestellte man sich n x S0 Anlagenanschlüsse oder in größeren Dimensionen auch nx S2M (PMX) Anlagenanschlüsse. Wir wussten genau, mit diesen Leitungen können wir telefonieren, faxen, Remote Zugriffe auf die Anlage gewährleisten und sogar Frankiermaschinen betreiben. Die Internetleitung war separat für Mail, Webhosting, VPNs oder zum einfachen surfen im World Wide Web. Vollkommen losgelöst von Telefonie.

Was hat sich geändert?

Die alte ISDN Welt war sicherlich qualitativ und technisch sehr hochwertig, allerdings war die ISDN-Technologie für die Netzbetreiber, allen voran die Deutsche Telekom, äußerst kostenintensiv. Eine digitale Weiterentwicklung der Teilweise über 20 Jahren alten Technologie fand nicht mehr statt und somit blieb das Angebot auch sehr unflexibel und schmalbandig. Darüber hinaus wuchs zeitgleich der Bedarf an immer höheren Bandbreiten. Zuerst fragte man nach symmetrischen 2Mbit/s dann nach 10Mbit/s, die übrigens vor 10 Jahren noch 2.399,00€ kosteten. Heutzutage bekommen Sie für diese Konditionen Gbit/s-Internetleitungen. Die IP-Technologie setzte sich in der Carrierwelt immer mehr durch und zwei Netze über eine längere Zeit parallel zu betreiben, also ISDN und IP, war keine Option. Früher oder später musste somit die Entscheidung hin zu nur einem Netz für Sprache und Daten kommen. Dem ALL-IP Netz.Die Verschmelzung vieler Dienste auf Basis eines hochflexiblen IP – Anschlusses. Also wurde damit begonnen in den Ausbau der Netzknoten, des Backbones, Schnittstellen, Hardware etc. zu investieren und diese auszurollen. Um die alte ISDN Plattform später abzuschalten. Dieser Ausbau hält aktuell noch an. Damit wir nun auch weiterhin Telefonieren können, sind wir zuallererst angehalten, technisch sicherzustellen das wir auch nach der Umstellung ein- und ausgehend erreichbar sind.

Was für Änderungen müssen / können vorgenommen werden

Telefonleitungen gibt es nicht mehr, ab jetzt wird in Channels auf der Datenleitung telefoniert also, werden Sie die erste Anpassung an Ihrem Internetanschluss vornehmen, genauer gesagt, werden Sie sicherstellen müssen das Sie über ausreichend Upload verfügen. Und damit sind wir schon bei der kleinstmöglichen Anpassung, die Sie vornehmen können. Damit Sie Ihre TK-Anlage mit ISDN Schnittstelle nahezu unverändert, voraussichtlich für die nächsten 1-2 Jahre, noch weiter nutzen können, müssen Sie ein Emulationsgateway zwischen TK Anlagen und IP Anschluss einbauen. Wenn Sie bereit sind Ihre TK Anlage gegen eine IP-fähige TK Anlage zu tauschen, oder das bereits getan haben, beziehen Sie von dem Carrier Ihres Vertrauens einen SIP-Trunk und sind damit schon auf der neuen, zukunftssicheren Plattform. Wichtig, wenn Sie diesen Schritt gerade gehen ist, dass Ihr Anbieter Ihre TK Anlage auch für seinen SIP-Trunk zertifiziert hat. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass Sie sich von Ihrer alten TK-Anlage getrennt haben und eine gehostete Telefonanlage, eine sog. Centrex Anlage, nutzen. Per Softclient telefonieren Sie damit wie mit z. B. Skype, verfügen jedoch über vielfältige Anlagenfunktionalitäten und können selbstverständlich auch Hardphones nutzen.

Störung! Mein Internet ist weg!!

Vor 10 Jahren, war dies noch kein Problem, denn Sie konnten zumindest noch Telefonieren – weil Sie ja ISDN Leitungen hatten. Wenn seinerzeit der Telefonanschluss ausgefallen ist, oder die Telefonanlage stromlos war, riefen wir die Störungshotline an und haben den kompletten Rufnummernblock auf eine andere Rufnummer weiterleiten lassen, meist ein Handy, sehr zur Freude dieser Person, denn auf diese Nummer gingen in der Regel viele Anrufe ein und außerdem meldeten sich dort auch die Faxe mit dem bekannten Gepiepe. Ausgehend konnte nur noch per Handy telefoniert werden. Unternehmen, für welche die Telefonie essenziell war und ist, stellten sich damals schon redundant in der Hardware und der Leitungs-Wegeführung auf. Darüber hinaus wurden auch sog. Voice Desaster-Recovery-Pläne erstellt – sprich es wurden an einem anderen Standort Endgeräte und Rufnummern vorgehalten, die in einem vorher festgelegten Szenario und Schema aktiviert werden und somit die ein- und ausgehende Erreichbarkeit unter bekannter Rufnummer sichergestellt wurde. Heute ist das etwas anders, und ganz egal über welche IP-fähige Telefonanlage Sie heute telefonieren, bieten sich Ihnen dennoch ähnliche Möglichkeiten, für Störungen vorzusorgen.

Wie kann ich Störungen bei der IP-Telefonie vorbeugen – erreichbar bleiben?

Backup Leitung

Wenn Sie zu den Unternehmern zählen die eine eigene IP Anlage betreiben (also nicht in einem Rechenzentrum gehostet), können Sie sich neben Ihre Hauptleitung noch eine weitere Zuleitung legen lassen, die im Fall eine Störung der Hauptleitung die Dienste übernimmt. Das kann wahlweise eine zweite Glasfaser, Kupferleitung, Richtfunk oder auch LTE sein. Je nachdem was verfügbar oder für Sie praktikabel/notwendig ist. Eine kleine Backup-Leitung bekommen Sie über uns in der Regel ab monatlich 29€.

Dual/Parallel Ring

Wird wohl seit der Einführung des Soft-Clients ein Begriff sein. Egal ob Sie diese Feature aktiv nutzen oder nicht, so ist auch das eine vorbeugende Maßnahme einer Störung entgegen zu wirken. Denn selbst wenn Ihr Laptop / PC Arbeitsplatz heruntergefahren oder im Ruhemodus ist, klingelt Ihre hinterlegte Nebenstelle, meist das Handy.

Fix hinterlegte Rufweiterleitung

Das im Störungsfall (zum Beispiel Stromausfall) einzelne Rufnummern aus kompletten Blöcken auf mobile Endgeräte weitergeleitet werden können ist, im Fall einer gehosteten/open Source- Telefonanlage (sog. Centrex-Anlage) möglich. Wenn Sie allerdings Ihre Telefonanlage nach wie vor selbst verwalten, gibt es ebenso die Möglichkeit, dass Ihr SIP – Trunk Carrier die Rufweiterleitung ausführt. Nicht wie bisher der gesamte Rufnummernblock, sondern Nebenstellentransparent, und in Eigenverwaltung. Mit anderen Worten können Sie ad hoc Ziele hinterlegen oder tauschen. Für jede Nebenstelle Ihres Rufnummernkreises. Obgleich es sich empfiehlt diese Rufumleitung, zumindest bei den TOP 10 Rufnummern gleich ab Portierung zu hinterlegen. Die Rufumleitung greift umgehend, wenn das Endgerät des Carriers nicht erreichbar ist. Ob Sie alle Durchwahlen hinterlegen wollen, einzelne Nummern auf mobile Endgerät umleiten, oder eine zweite, dritte Festnetzrufnummer, obliegt Ihnen und kann jederzeit angepasst werden. Zum Teil ohne monatliche Kosten. Mit obigen, einfachen Vorsorge-Maßnahmen, bleiben Sie im Falle einer Störung erreichbar.

Was kann/soll ich machen?

In naher Zukunft werden wir nur noch über IP Kommunizieren, bevor wir uns irgendwann einmal wahrscheinlich nur noch mobil austauschen. Im Gegensatz zur alten ISDN-Technik steigt zwar die Ausfallwahrscheinlichkeit, aber auch die Möglichkeiten, uns ausfallsicherer aufzustellen. Zugegeben, nicht jedes Unternehmen MUSS erreichbar sein. Auch gibt es die 100%ige Erreichbarkeit nicht, aber mit ALL-IP haben Sie relativ einfach die Möglichkeit sehr nah ran zu kommen. Nachfolgend eine Übersicht über mögliche Vorsorgemaßnahmen:

Variante 1, der Kostengünstige Ansatz:

Ausgangslage: Ihr Unternehmen ist in der ALL-IP Welt angekommen. Telefonie ist nicht das Wichtigste, Sie haben/nutzen alle Handies und kommen auch gut zwei Tage ohne Festnetznummer aus. Sie haben Ihren PMX Anschluss in einen SIP Trunk bei Carrier A geschwenkt. Aus Kostengründen haben Sie sich entschieden, den SIP Trunk auf die gleiche günstige Internetanbindung des Carriers B zu nehmen über die Sie heute schon ins WWW gehen. Auf QoS (Quality of Service) verzichten Sie somit, und Sie verwalten Ihre TK Anlage selbst.

Variante 2, der relativ sichere Ansatz:

Ausgangslage: Erreichbarkeit und Kommunikation sind Ihnen wichtig, Sie wissen sich aber auch zu helfen sollten Sie für ein paar Stunden nicht erreichbar sein. Ihr Unternehmen hat den PMX Anschluss in einen SIP Trunk geschwenkt und übernimmt diesen auf ihrer bestehende Datenleitung. Beide Dienste sind vom gleichen Carrier. Somit sollten Sie ein- und ausgehend QoS haben, die dann übernimmt, wenn irgendein Problem auf dem Erstweg auftritt.

Variante 3, bis zum Schluss erreichbar:

Ausgangslage: Wenn Sie nicht erreichbar sind, steht Ihr Unternehmen still und Sie müssen mit hohen wirtschaftlichen Ausfällen oder Strafen rechnen. Sie verwalten Ihre Telefonanlage selbst, haben aber noch ein weiteres autarkes Modul in ein Rechenzentrum ausgelagert. An Ihrem Standort haben Sie bereits auf IP geschwenkt und eine dedizierte Leitung rein für Telefonie. Über eine zweite Hauszuführung haben Sie Ihren Trunk redundant abgestützt und für den Fall das sämtliche leitungsgebundenen Zuführungen ausfallen haben Sie ein zusätzliches Voice Backup auf Basis LTE. (no single-point of failure) Zudem nutzen Sie sämtliche, Ihnen zu Verfügung stehenden Features (Dual Ring, fix hinterlegte Weiterleitung, etc.)Natürlich gibt es nicht nur diese drei Szenarien, es gibt viele Lösungen dazwischen. Festhalöten läßt sich, dass es heute gar nicht mehr so schwer oder teuer ist, eine hohe Ausfallsicherheit mit der Umstellung auf ALL-IP zu erlangen. Wenn Sie also gerade in der Umstellung sind, nicht so recht wissen welcher Anbieter welche Ausfallsicherheiten mit anbieten kann, welcher Centrex-Anbieter Ihren SIP Trunk zertifiziert hat oder ob Sie sich nicht etwas besser aufstellen können, sprechen Sie uns gerne an!

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